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Die Vollgeldinitiative – öffentlicher Vortrag und Diskussion

Der Referent Dr. oec. Reinhold Harringer ist Mitinitiant und Sprecher der Vollgeld-Initiative. Er war über 20 Jahre Finanzverwalter der Stadt St.Gallen und engagiert sich seit seiner Pensionierung für diese wegweisende Initiative.

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Nach Einschätzung von Reinhold Harringer gibt es mit Vollgeld weniger Finanzkrisen. (Bild: Jesko Calderara)

Appenzeller Zeitung: 22. Februar 2017, 07:21, Jesko Calderara

90 Prozent des Geldes in der Schweiz schaffen die Banken. Dies will die Vollgeld-Initiative unterbinden. An einem Vortrag im Casino zeigt ein Mitinitiant die Vorteile eines Systemwechsels auf.

Die Versprechen klingen verlockend: Ein stabileres Finanzsystem, weniger Bankenkrisen und Milliardeneinnahmen für die öffentliche Hand soll die im Sommer 2015 eingereichte Vollgeld-Initiative bringen.
Am Montagabend stellte Mitinitiant Reinhold Harringer auf Einladung der Zeitbörse Herisau im Casino das ­Begehren vor. Als Erstes ging der frühere Finanzverwalter der Stadt St. Gallen dem Mysterium Geld auf den Grund, in dem er den rund 30 Anwesenden die Schwächen des Geldsystems ­aufzeigte. «Heute sind in der Schweiz nur Münzen sowie Banknoten Vollgeld und somit gesetzliches Zahlungsmittel», sagte Harringer. Über 90 Prozent der Geldmenge sei dagegen sogenanntes Buchgeld, das die Banken per Knopfdruck selbst schafften. Dies geschehe etwa bei der Kreditvergabe. Dass Banken nur das Geld ihrer Sparer verleihen könnten, sei ein weitverbreiteter Irrtum, betonte der Ökonom.

Viel Geld fliesst an die Finanzmärkte

Diese Tatsache bleibt nicht ohne Folgen. Rund 80 Prozent des von Banken geschaffenen Geldes fliesse in die Finanzmärkte und trage zur Spekulation bei, sagte Harringer. «Nur ein Fünftel kommt letztlich der Realwirtschaft zugute.» Als weitere Nachteile nannte er die wachsende Zahl an Finanzkrisen und die steigende Überschuldung der Gesellschaft. Abgesehen davon sei Buchgeld unsicher, weil es sich dabei nur um ein Versprechen der Bank handle, bei Bedarf Bargeld auszuzahlen, erklärte Harringer. «Gerät eine Bank in Schieflage, können Kunden ihr Geld aufgrund der fehlenden Liquidität nicht mehr abheben.»Die Initiative will das alleinige Recht, Geld in Umlauf zu bringen, der Nationalbank zubilligen. Den privaten Banken wäre dies hingegen nicht mehr erlaubt. Sie könnten nur noch Geld ausleihen, das andere Finanzinstitute, die Nationalbank oder Sparer ihnen zur Verfügung stellen. Die Zahlungsverkehrskonti der Kunden bei Banken würden zu ausser­bilanzlichen Treuhandkonti umgewandelt. Somit würden sie nicht mehr in die Konkursmasse einer Bank fallen.Bei einem Bankkonkurs wären sie somit sicher.

«Vollgeld ist keine Revolution», antworte Harringer auf eine Frage aus dem Publikum. Noten und Bargeld würden bereits heute durch die Nationalbank geschaffen. Diese hätte bei einem Vollgeld-System wieder die volle Kontrolle über die Geldmenge, sagte er. Neugeld könnte ohne Schulden in Umlauf gebracht werden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, beispielsweise indem die Nationalbank die finanziellen Mittel an Bund oder Kantone weiterleitet. Auch eine Art Bürgerdividende wäre eine denkbare Option, schlagen die Initianten vor.

Erhebliche Vorteile hätte Vollgeld auch für die öffentliche Hand. Sie und nicht mehr die Banken würden den Geldschöpfungsgewinn einstreichen. Dieser wird in der Schweiz auf vier bis fünf Milliarden Franken geschätzt. Harringer ging zum Schluss seines Vor­trages auf einige Einwände gegen die Vollgeld-Initiative ein. Die Gegner befürchten, dass ein ­Alleingang negative Auswirkungen für die Schweiz hat. Zudem wird eine Kreditverknappung durch Banken erwartet. Beiden Argumenten kann Harringer nichts abgewinnen. Gut planen müsste man seiner Ansicht nach hingegen die Umstellung auf Vollgeld.

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20.02.2017 | 44 Min. | UT | Verfügbar bis 20.02.2018 | Quelle: Das Erste

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